Dienstag, November 29, 2005

hust, hust

Eine vollbesetzte S-Bahn, morgens im kalten Berlin, die Schneereste auf den Bäumen flitzen als braun-grün-weiße Schemen an den Fenstern des fahrenden öffentlichen Verkehrsmittels vorbei.
Und es ist wie jedes Jahr um diese Zeit. Die Bürger sind noch unentschieden über die Frage, wie sehr sie sich gegen die Kälte draußen schützen wollen.
Die Fahrrad- und Gepäckabteile sind vollbesetzt - natürlich von Fahrgästen ohne Fahrrad oder Gepäck. Es ist aber ruhig und jeder sinniert oder nickt in seinen aufgeschlagenen Roman, seine Zeitung oder Arbeitspapiere.
*hust*
Eine Frau nippt an ihrem Coffee-to-go.
*Hust hust*
Ein Anzugträger beisst in die am Bahnhof gekaufte Brezel, schaut sich um.
*hust hust*
Die Aufmerksamkeit des gesamten Wagons richtet sich auf die Geräuschquelle, die dadurch noch angespornt wird.
*HUST hust hust HUUUUST*
Man sieht mehr Weiß in den Augen der Sitznachbarn der Keuchmaschine als gewöhnlich.
*HUST HUST hust hust hust röchel*
Die Frau, die nie ihre weissen Kaschmirhandschuhe in der Öffentlichkeit auszieht rückt ein wenig ab und hält sich eine Hand umgekehrt vor den Mund. Andere tun unbeteiligt, sind sich jedoch der Gefahr bewußt in der sie schweben - wahrscheinlich halten sie gerade den Atem an.
*Hust Röchel Hust*
In wenigen Minuten wird der gesamte Wagen konterminiert sein. Manche sind froh, nun aussteigen zu müssenkönnen. Ich muss noch weiter, nehme mir aber vor, beim Händler noch schnell gesunde Sachen (sprich: Obst und sonstige Vitaminlieferanten) zu besorgen.

Es fängt also wieder an. Taschentuchzeit, Hustensaftzeit, Teezeit, Badewannenzeit, Pudelmützenzeit. Und weil es noch keine Piktogramme für Erkältungs- und Grippeopfer für etwaige Krankenabteile bei der S-Bahn gibt, heißt es wohl: Hustenbonbons mitnehmen - nicht für sich - für andere.
Cure others - protect yourself.