Mittwoch, August 09, 2006

In geheimer Mission

Gestern bin ich von meinem Straßennachbarn gegenüber als russischer Spion beschimpft worden.
Mit nacktem Oberkörper in SozialhilfeEmpfängerAufDerParkbankSitzBraun und vorgestrecktem Zeigefinger wütete er auf seinem Balkon gegenüber.
"Da, der, der spioniert Euch aus! Vorsicht, ein russischer Spion. Ich rufe die Polizei, Du Schwein. Passt auf, der verrät Euch alle, der ist von der Stasi."
Wow, das hat gesessen und gleichzeitig ist meine perfekte Tarnung als ruhiger festangestellter Sachbearbeiter aufgeflogen.
Sofort standen ein paar meiner Alki-Gegenübernachbarn auf dem Balkon und schauten mich vermeintlichen Spion an.
Der Spion, der auf seinem Balkon eine raucht und einen Fotoapparat in der Hand hält, um Bilder von seinen selbstgepflanzten Balkonblumen zu machen.
Nein, was für eine Leichtsinnigkeit meinerseits gerade mit rotem Hemd Fotos auf meinem Balkon zu machen. Meine ganze Tarnung aufgeflogen... meine Mission, die Strukturen der örtlich ansässigen Alkoholikergeheimvereinigung auszuspionieren und durch Geheimdienstkollegen unterwandern zu lassen, im höchsten Maße gefährdet.
Habe sofort Sergej kontaktiert. Sergej, Deckname Eismann, ist für solche Situationen ausgebildet, Sergej weiss, wie man hiermit umzugehen hat, der ist noch ein echter kalter Krieger, und zudem hoch honoriert. Wenn die Sache mit Bestechung nicht beizulegen ist (zwei Kisten Vodka sollten eigentlich reichen), dann sehe ich schwarz für meinen lautes Gegenüber. Sergejs Gedult hat Grenzen. Herr Nachbar, ich hoffe, ich werde Sie gesund und volltrunken wiedersehen und wir werden über diesen Zwischenfall herzlich lachen. Herzlich lachen.
Doswidanja,
Kurtowski Spionajewa